Implantate dienen der Wiederherstellung des natürlichen Gebisses und helfen damit, herausnehmbaren Zahnersatz mit all seinen Folgen zu vermeiden. Implantate haben heute eine den natürlichen Zähnen vergleichbare Lebensdauer. Damit ein Implantat aber lebenslang hält, muss es rundum von Knochen in einer Dicke von mindestens einem Millimeter umgeben sein. Auch in der Höhe muss genügend Knochensubstanz vorhanden sein, so dass eine ausreichende Implantatlänge möglich ist. Neun bis zehn Millimeter sollten hierbei nur in Ausnahmefällen unterschritten werden.
Der Knochen verwächst absolut fest mit dem Implantat. Dieser Vorgang wird Osseointegration genannt. Die Oberflächen der Implantate sind mit sehr aufwändigen Methoden aufgeraut, so dass der Knochen regelrecht in die Oberfläche des Implantates hereinwachsen kann.
Ist nicht genügend Knochensubstanz in der Horizontalen, der Vertikalen oder beidem vorhanden, so muss auf die Implantation verzichtet werden oder der Knochen so aufgebaut werden, dass die Kriterien für eine prognostisch günstige Implantation erfüllt werden. Dieser Vorgang wird auch Augmentation genannt.
Hierzu wurden in den letzten 10 bis 15 Jahren unterschiedliche Methoden entwickelt. In jedem Fall muss der fehlende Knochen aber aufgebaut werden. Verwendet werden für den Aufbau körpereigener Knochen, Knochenersatzmaterial oder beides zusammen. Der körpereigene Knochen wird entweder im Mund im Bereich des hinteren Ober- oder Unterkiefers, seltener im Kinnbereich aber auch aus dem Beckenkamm entnommen. Knochenersatzmaterial wird in Form von kleinen Körnern (Granulat) entweder synthetisch hergestellt oder aus der Natur gewonnen. Hier kommen zum Beispiel knöcherne Gerüste aus Algen, Korallen oder hoch gereinigtem Fremdknochen in Frage. Mit speziellen operativ einzubringenden Apparaturen kann der Knochen auch zum Wachstum angeregt werden (Distraktionsosteogenese).
Befestigungsmaterial für Knochenersatzmaterialien
Als Befestigungsmaterial für die Knochenersatzmaterialien kommen Membranen mit Befestigungsschrauben oder Titannägeln zum Einsatz. Bei Membranen unterscheidet man selbstauflösende resorbierbare von nicht resorbierbaren Membranen (z. B. aus Teflon), die entfernt werden müssen.
Knochenaufbau mit Membrantechnik
Das knöcherne Defizit kann dann mit Hilfe von Knochenersatzmaterial, einer Mischung aus Knochen und Knochenersatzmaterial oder blockartigen Knochenspänen, aufgefüllt werden. Die Befestigung des Knochengranulats erfolgt mit Hilfe von Membranen, die mit kleinen Titannägeln fixiert werden. Die Knochenspäne werden in der Regel mit kleinen Zugschrauben, die vor der Implantation - ebenso wie die kleinen Nägel – meist wieder entfernt werden, befestigt. Die Membranen haben die Aufgabe, Knochen von Bindegewebe voneinander zu trennen.
Der Knochen soll sich ungestört entwickeln können. Bindegewebe, das ca. dreimal schneller wächst als Knochen, kann somit die knöcherne Regeneration durch Einwachsen von außen weniger stören.
Knochenaufbau mit körpereigenem Knochen: Knochenblockverfahren
Bei ausgedehnteren Knochendefekten wird wegen der notwendigen Stabilisierung ein Knochenblock aus dem Bereich des hinteren Ober- oder Unterkiefers oder sogar aus dem Beckenkamm entnommen, am Kiefer eingepasst und fixiert. Seltener wird der Knochen am Kinn entnommen. Die Blöcke können auch auf Distanz geschraubt werden, so dass der Zwischenraum dann mit Knochenchips aufgefüllt wird. Auf diese Weise wird die natürliche Knochenstruktur nachgeahmt.
Alle Eingriffe, bei denen der Knochen vom Unter- oder Oberkiefer entnommen wird, können in örtlicher Betäubung schmerzfrei durchgeführt werden. Über die individuellen Einheilzeiten entscheidet der Operateur. Sie liegen in der Regel bei 4 - 6 Monaten bis zur Implantation.
Bei größeren Defekten ist jedoch häufig mehr Knochenmaterial notwendig, als im Mundbereich entnommen werden kann. Auch ist die Qualität des Beckenknochens in Bezug auf die Heilung und Regeneration höherwertig. Diese Operation kann jedoch nur in Vollnarkose durchgeführt werden. Der Eingriff ist in Ausnahmefällen auch ambulant möglich. In aller Regel wird er jedoch im Zusammenhang mit einem ca. drei- bis fünftägigem Krankenhausaufenthalt durchgeführt.
Knochenaufdehnungsverfahren
Wenn die Breite des Knochens grenzwertig gering ist, besteht desweiteren die Möglichkeit, den Knochen vorsichtig aufzudehnen. Hierzu sind verschiedene Instrumentarien entwickelt worden, die auch ohne Knochenverpflanzung eine Implantation möglich machen sollen. Neben der einfachen Dehnung des Knochens besteht in manchen Situationen auch die Möglichkeit, den vorhandenen Knochen langsam über spezielle, operativ eingebrachte Apparaturen (Distraktoren) sukzessive zu dehnen. Bei dieser Technik entfällt die Knochenentnahme an einer zweiten Operationsstelle.
Knöcherner Kieferhöhlenaufbau
Regelmäßig ist die knöcherne Höhe im Bereich der Oberkiefer-Seitenzähne nicht ausreichend, da sich oberhalb des Knochens die Kieferhöhle befindet. Die Kieferhöhle gehört zum System der Nasennebenhöhlen und ist somit ein Luftraum, in dem kein Implantat verankert werden kann. Über einen seitlichen Zugang wird nach Eröffnung der Kieferhöhle die Kieferhöhlenschleimhaut vorsichtig angehoben und der entstehende Hohlraum aufgefüllt. Als Füllmaterial können Eigenknochen, Knochenersatzmaterial oder die Mischung von Eigenknochen mit Knochenersatzmaterial zur Anwendung kommen. Bei einer verbiebenen, knöchernen Restkieferkammhöhe von 4-5 mm kann sofort (einzeitig) implantiert werden.
Ablauf eines Kieferhöhlenaufbaus, auch Sinuslift genannt.
1. Ausgangssituation 2. vorsichtiges Eröffnen des Kiefers und Hochschieben der Kieferhöhlenschleimhaut
3.Auffüllen des Raumes mit Knochenersatzmaterial, Implantation und Abdecken der Öffnung mit Membran
4. Abschluss mit Krone auf dem Implantat
Ist die verbliebene Knochenhöhe geringer oder der Knochen in diesem Bereich durch andere Faktoren wenig belastbar, ist ein so genanntes „zweizeitiges Vorgehen“ notwendig. Dies bedeutet, dass im ersten Schritt die Kieferhöhle aufgebaut und im zweiten Schritt nach 4 bis 10 Monaten die Implantate gesetzt werden. Der zeitliche Abstand ist abhängig von der Menge des Knochengewebes und der im Aufbaumaterial enthaltenen Knochenzellen.
Bei Einsatz vn Beckenkammknochen kann bereits nach etwa vier Monaten implantiert werden, bei Einsatz von Knochenersatzmaterial oder der Mischung von Knochenersatzmaterial mit Eigenkochen muss 5 - 10 Monate bis zur Implantation gewartet werden.
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