Zahnärzte sind beunruhigt. In Kindermündern breitet sich eine neue Krankheit aus. Der Volksmund nennt sie Kreidezähne.
Im Fachjargon heißt die neue Krankheit Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, kurz MIH.
Kreidezähne gleichen Karies-befallenen Zähnen. Dabei ist die Krankheit kein Ergebnis fehlender Mundhygiene. Die Zähne kommen bereits geschädigt aus dem Kiefer.
Man geht davon aus, dass bei einem Kind vom achten Schwangerschaftsmonat an bis zum vierten Lebensjahr der Grundstein für den Zahnschmelz gelegt wird. Bekommt der Zahn in dieser Zeit zu wenig Mineralien, wird er nicht hart, sondern porös.
Kreidezähne sind die Folge. Meist sind es die bleibenden Backenzähne, oft die Schneidezähne.
In der Gruppe der 12-Jährigen haben nach neuesten Daten der Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS5) über 30 Prozent der Kinder MIH. Hier hat die neue Krankheit die weit verbreitete Karies bereits überholt.
Angesichts dieser Zahlen sprechen Zahnärzte bereits von einer neuen Volkskrankheit.
Bisher hat die Forschung nur Hinweise, aber keine Beweise, was die Entstehung von MIH betrifft. Mögliche Ursachen könnten sein:
Ein weiterer Hinweis ist eine aktuelle Studie im Tierversuch, wo Weichmacher aus Kunststoffen, die mit der Nahrung aufgenommen werden, im Verdacht stehen, MIH zu begünstigen.
Neueste Forschungen haben den Verdacht erhärtet, dass der Stoff Bisphenol A, der in vielen Kunststoffprodukten eingesetzt wird, die Ursache ist. Im Tierversuch an Ratten konnte ein Zusammenhang zwischen der Einnahme dieses Stoffes und Kreidezähnen nachgewiesen werden.
Weichmacher werden flächendeckend eingesetzt. Vor allem in Lebensmittelverpackungen sind sie allgegenwärtig.
Hat ein Kind die Diagnose "MIH", zielt die Behandlung beim Zahnarzt vor allem darauf, Karies von den betroffenen Zähnen abzuwenden. Denn in der porösen Oberfläche können sich schädliche Bakterien besonders gut einnisten.
Das A und O ist daher die häusliche Zahnpflege:
Wichtig hier: Der Fluoridlack sollte nach kurzer Einwirkzeit ausgespült werden.
Auch Kronen helfen, betroffene Zähne zu schützen. Ansprechpartner für alle diese Maßnahmen ist der Zahnarzt.
MIH, im Volksmund bekannt als Kreidezähne, ist eine Mineralisierungsstörung, die bei Kindern an den bleibenden Zähnen vorkommt. Daher kann sie erst ab einem Alter von sechs Jahren erkannt werden. Kreidezähne haben Karies als Volkskrankheit bei Kindern und Jugendlichen abgelöst. Genaue Ursachen werden noch erforscht. Regelmäßige Besuche beim Zahnarzt und eine intensive Pflege sind angesichts der Diagnose unerlässlich. Denn: Heilbar ist die Krankheit nicht.
aus der Sendung vom
Mi, 28.8.2019 18:45 Uhr, Landesschau Rheinland-Pfalz, SWR Fernsehen RP
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