Normalerweise werden pro Tag etwa 700 ml Speichel von den großen und unzähligen kleinen in der Mundschleimhaut gelegenen Speicheldrüsen gebildet.
Während des Schlafs ist die Speichelproduktion sehr stark abgesenkt. Durch verschiedene Geschmacksreize, aber auch mechanisch durch das Kauen harter Speisen oder Kaugummi wird die Speichelproduktion angeregt. Die Psyche kann bei Aufregung oder Wut speichelanregend wirken, dauerhafter Stress verursacht eher eine verminderte Speichelproduktion. Die Veränderung des Hormonspiegels während der Schwangerschaft erhöht die Speichelbildung, während diese in der Menopause eher gehemmt wird.
Mit zunehmendem Alter geht die Speichelproduktion zurück.
Speichel schützt
Speichel dient als Gleitmittel beim Kauen, Schlucken und Sprechen.
Speichel schützt die Mundschleimhaut und die Zähne und hat eine gute Spülwirkung. Bestimmte Speichelinhaltsstoffe wirken reinigend durch die Verklumpung von Bakterien, die dann
verschluckt werden. Im Speichel bestehen weiterhin neutralisierende Puffersysteme, die Säureangriffe auf die Zähne abwehren und die Zahnoberfläche remineralisieren. Es werden sogar antibakterielle Enzyme und Antikörper bereitgestellt.
Mundtrockenheit -
durch Medikamente
Die Speichelsekretion ist stark vermindert bei Sjögren-Syndrom, bei endogenen Depressionen und Facialislähmung aufgrund der fehlenden Innervation der Unterzungenspeicheldrüse sowie nach Röntgenverödung der Speicheldrüsen.
Wesentlich, aber häufig unbekannt ist der speichelreduzierende Einfluss sehr vieler Medikamente: bekannt sind Anticholinergika, Antidepressiva, Beta-Blocker, Antihypertensiva,
Antihistaminika, Tranquilizer, Sedativa, Analgetika, Hypnotika, Zytostatika, Diuretika, Muskelrelaxantien und Kortikosteroide.
Zahn- und
Zahnfleischerkrankungen drohen
Unter diesen Bedingungen wird die Ausbildung einer Karies fördernden Mikroflora mit Anstieg der entsprechenden Bakteriengruppen begünstigt, es kommt vermehrt zur Wurzel- und Sekundärkariesbildung. Die Pufferkapazität nimmt parallel zur Speichelsekretionsrate ab. Die Bakterien werden unzureichend eliminiert, was zu einer verstärkten mikrobiellen
Kolonisierung der Mund- und Zahnoberfläche führt. Neben Karies und entzündlichen Veränderungen des Zahnhalteapparates, Parodontitis, sind Pilzinfektionen die Folge.
Was tun bei
Mundtrockenheit?
Patienten, die Medikamente der oben genannten Gruppen einnehmen, aber auch ältere Patienten, deren Speichelproduktion vermindert ist, sollten um ihr besonderes Risiko wissen, um wirksame Präventivmaßnahmen durchzuführen. Der allgemein bekannte „künstliche Speichel" substituiert nicht wirklich den fehlenden natürlichen Speichel.
Der Zahnarzt muss über die Einnahme der betreffenden Medikamente informiert werden und engmaschige gründliche Untersuchungen auf versteckte Karies durchführen. Der Speichelfluss kann z.B. durch häufiges kurzzeitiges Kauen von Kaugummi gefördert werden. Die persönliche Zahnhygiene durch Putzen und Verwendung von Spülungen muss intensiviert werden. In relativ kurzen Intervallen von 2 -4 Monaten sollten professionelle Zahnreinigungen durchgeführt werden, um das Ausreifen der Zahnplaque und daraus resultierende Risiken zu verhindern.
Mittlerweile sind Präparate (Kautabletten und Spülungen) zur Verbesserung der Mundflora auf dem Markt, die einen günstigen Einfluss zu haben scheinen.